Freitag, 23. Juli 2010

Thesen und Gedanken zum Stück



Andreas Krüger, Daniel Baczyk


Regie: Andreas Manz
Choreographie: Mario Heinemann Jaillet


Das Stück »Preparadise sorry now« von R.W. Fassbinder ist eine Versuchsanordnung, eine Art Modell. Das Nebeneinanderstellen der Ebenen des Mörderpaares (in den Prosatexten und fiktiven Dialogen), der Alltagsszenen faschistoider Gewalt und der christlichen Liturgien ist natürlich nicht zufällig, verweist auf etwas.
Es geht Fassbinder nicht um vordergründige Provokation, sondern um die Beschreibung und Analyse gesellschaftlichen Miteinanders und verborgener Kausalitäten.
Fassbinder befasst sich mit den Phänomenen von Herrschaft und Unterwerfung und Gewalt in verschiedenen Erscheinungsformen. Ist Herrschaft nicht immer mit einer Form von Gewalt verbunden? Oder ist sie nicht selbst Gewalt?
Faschistoid steht für mich für:
› die Bereitschaft von Menschen, die eigenen Ziele, den eigenen Willen und die eigenen Ansichten mit Gewalt durchzusetzen
› eine Sichtweise oder Ansicht, die andere Sichtweisen, Lebensweisen herabwürdigt, nicht toleriert, sie bekämpft und bereit ist, sie (also den konkreten Menschen, der sie hat) zu vernichten
› eine Weltsicht, die meistens relativ unreflektiert ist, nicht wissenschaftlich
belegbar und mit zahlreichen Mythen aufgeladen ist
› die Bereitschaft, andere Menschen als weniger wert anzusehen und auf dieser Grundlage Menschen oder Gruppen von Menschen von vornherein aus dem gesellschaftlichen Gemeinwesen auszuschließen, ja, sie zu vernichten
› den Willen zu herrschen und die Bereitschaft, sich zu unterwerfen
Das Andersartige, Fremde stellt in gewisser Weise unsere Lebensweise,
Sichtweise durch sein Anderssein in Frage. Das kann Angst und Aggression auslösen, die sich gegen den Andersartigen, Fremden richten, wenn sie unreflektiert bleiben. Aber auch Reflexion kann vor diesen unbewussten, irrationalen Reaktionen unserer Psyche nur selten bewahren. Gleichzeitig eignet sich der Andere als Projektionsfläche für alles, was wir in uns abspalten oder verdrängen. Also das »Schlechte«, das »Böse«. Er, der Andere, der Fremde wird zum Ziel von Hass und Aggression.

Andreas Manz

Fotografie: Wolfgang Detering © All rights reserved

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